Di.. Apr. 29th, 2025

Pharmazeutische Wirkstoffe verunreinigen Gewässer und belasten die dort lebenden Meeressäuger. Das zeigt eine im Magazin „iSience„ veröffentlichte Studie zu pharmazeutischen Schadstoffen in marinen Ökosystemen. Forscher der Texas A&M University-Corpus Christi untersuchten die Speckschichten von insgesamt 89 Delfinen aus dem Golf von Mexiko. In 30 der 89 Gewebeproben fanden sie entweder Fentanyl, Carisoprodol oder Meprobamat.

Fentanyl ist ein Schmerzmittel, das 100-mal stärker wirkt als Morphin und in den vergangenen Jahren als tödliche Droge bekannter geworden ist. Bei den anderen Stoffen handelt sich um ein Beruhigungsmittel und ein Muskelrelaxans. Die Studie bietet den ersten Nachweis von Humanarzneimitteln in lebenden, freischwimmenden Meeressäugern.

Sechs Tiere waren bereits verstorben, als man Gewebe zur Untersuchung entnahm. In ihren Proben sowie in 18 von lebenden Tieren fanden die Forscher das Schmerzmittel Fentanyl. Delfine speichern die Schadstoffe in ihrem mehrere Zentimeter dicken Fettgewebe besonders gut ab, heißt es in der Veröffentlichung. Die Entnahme einer Gewebeprobe am lebenden Tier sei minimalinvasiv. Aus diesen Gründen seien Delfine ein sogenannter Bioindikator, über den sich Rückschlüsse auf die Gesundheit des Ökosystems ziehen lassen.

Die Ergebnisse sind laut den Forschern Anlass zur Sorge. Werden Arzneimittel nicht in der richtigen Dosis zur Behandlung oder Vorbeugung von Krankheiten angewendet, können sie zu Resistenzen, Abhängigkeiten oder gar Todesfällen führen, heißt es in der Mitteilung zur Studie. Die Arzneimittel und pharmazeutischen Wirkstoffe gelangen demnach wegen unzureichend behandeltem Abwasser in Süßwasser, Flüsse und Ozeane. Und das nicht nur in den untersuchten Gebieten des Golfes von Mexiko, sondern weltweit.

Auswirkungen auf Menschen nicht ausgeschlossen

Auf Basis der Ergebnisse fordert die leitende Forscherin der Studie, Dara Orbach, das Auftreten neuer Schadstoffe mittels weiterer Forschungen zu überwachen, insbesondere in Regionen mit einer großen menschlichen Bevölkerung und einer bedeutenden Fischerei- oder Aquakulturindustrie. Auch wenn die vorgefundenen Konzentrationen in den Proben der Delfine zunächst nicht bedenklich seien, wisse man erst wenig über chronische und kumulative Effekte bei Meeressäugern.

Hinzu komme, dass die Tiere die verschiedenen Substanzen nicht unbedingt über das Wasser selbst aufnehmen, sondern über ihre Beutetiere. Delfine verzehren, so wie Menschen auch, Fische und Krabben. Folglich seien Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nicht auszuschließen, heißt es in der Mitteilung zur Studie weiter. Zudem gibt es andere Nachweise von Schadstoffen in Meeressäugern: Forscherinnen vom College of Charleston haben im Atem elf Delfinen aus der Sarasota Bay vor der Westküste Floridas Mikroplastik nachgewiesen.

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