Schwere Zeiten. EM vorbei. Olympia vorbei. Und jetzt? Erst mal bin ich gespannt auf die Eröffnungsfeier der Fußball-Bundesliga. Sollen ja schon üben auf der Isar. Mit gleich zwei apokalyptischen Reitern, wie es heißt, mit Uli Hoeneß womöglich und Lothar Matthäus, der das schon immer mal machen wollte.
Bis zur Bundesliga-Schlussfeier dauert es ein bisschen, weil sich so eine Fußballsaison ja ein Dreivierteljahr hinzieht. Wer dann vom Dach des Olympiastadions springen soll, darüber scheiden sich noch die Geister. Im Gespräch: Sandro Wagner, Mario Basler, Max Kruse. Oder doch Til Schweiger, die deutsche Antwort auf Tom Cruise?
Ja, was machst du denn hier?
In der zweiten Liga ist auch schon klar, dass jeder, der ein Tor schießt, eine Glocke läuten darf, die am Ende der Saison im Kölner Dom aufgehängt wird, sofern der Effzeh den direkten Aufstieg schafft. Man sieht, die großartigen Spiele von Paris haben auch den deutschen Fußball inspiriert. Allez les Schwarzrotgolds!
Aber bevor wir jetzt allzu sehr abschweifen, noch ein paar interessante Details aus dem Nachwuchssport. Als ich dieser Tage mit einem befreundeten Tennistrainer zusammensaß, erzählte er von einem U-10-Turnier, bei dem er zuschaute und dabei einen flüchtigen Bekannten traf, den er dort nicht vermutet hatte. Was ihn denn zur U 10 bewegt habe? Er arbeite als Mentalcoach, antwortete der flüchtige Bekannte.
Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Das sei doch prima, sagte mein befreundeter Tennistrainer. Aber was habe ihn zu diesem U-10-Turnier geführt? Er betreue zwei Spieler, antwortete der flüchtige Bekannte. Zwei U-10-Spieler, fragte mein Tennistrainerfreund. Ja, antwortete der Mentaltrainer. Zwei U-10-Spieler.
Um die folgende Verwunderung meines Tennistrainerfreundes zu verstehen, muss man wissen, dass er auf dem Balkan aufgewachsen ist, ganz ohne Mentaltrainer, Achtsamkeit und Yoga. Aber heute geht es natürlich nicht mehr ohne, zumindest nicht ohne Mentaltrainer, zumindest nicht in Deutschland, schließlich will man den Sohn oder die Tochter in ein paar Jahren ja in Wimbledon sehen.
Andere Sportarten gehen andere Wege. Radfahren zum Beispiel ist eine aussterbende Disziplin. Radfahren ohne Motor, meine ich. Mittlerweile gibt es E-Bikes nicht nur für Kinder, sondern auch für die Allerjüngsten. Wenn sie die Tour de France fahren in 20 Jahren, dann nur mit Motor. Von Ladesäule zu Ladesäule. Das wird ganz schön anstrengend. Für die Ladesäulen.
Die Frage, die sich mir stellt: Brauchen auch E-Bike-fahrende Kleinkinder Mentaltrainer? Selbst wenn sie nicht nach Wimbledon fahren wollen? Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, es könnte nicht schaden, auch nicht für ihre Eltern. Und noch eine letzte Frage am Rande: Brauchen eigentlich Mentaltrainer Mentaltrainer? Auch das würde ich spontan bejahen.